#unteilbar: Für ein gutes Leben für alle Menschen

Über 40 000 Menschen demonstrierten am 24. August in Dresden für eine solidarische Gesellschaft – hier die Rede von Muruchi Poma und Anayanci Chacon vom ENS – auch das ZDF berichtete.

Liebe Freunde aus Sachsen und Deutschland

Wir sind hier im Namen des Entwicklungspolitischen Netzwerks Sachsen mit dem Motto

Ein gutes Leben für alle Menschen … hier und überall!

Wir sind vor allem deshalb sehr glücklich, weil unter euch die Mehrheit Deutsche sind. Deutschland ist unsere zweite Heimat und für unsere Kinder und Enkelkinder die erste Heimat. Danke liebe Sächsin und lieber Sachse dafür, dass wir in eurer schönen Heimat leben dürfen.

Warum gibt es wohl Flüchtlinge?

Ich bin nicht freiwillig in dieses wunderbare Land gekommen. Nein. Ich musste aus meinem Land Bolivien zunächst nach Chile fliehen und dann in die damalige DDR. Ich verdanke diesem Land vieles. Ähnliche Schicksale hatten viele der heutigen Geflüchteten aus Syrien, Afrika und anderen Regionen. Warum wurde ich von heute auf morgen zum Geflüchteten? Ganz einfach. Weil die Machthaber der USA den Plan Condor entwickelten um Militärdiktaturen in Ländern Lateinamerikas zu errichten und dafür tausenden Widerstandskämpfer ermorden ließen. Allein in Chile kamen mehr als 3.000 Menschen ums leben.

Ich rede von den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Man könnte ja sagen, das ist Geschichte.

Nein, das ist nicht Geschichte.

Zerstörung der Natur: Naturgenozid.

Allein im diesem Jahr 2019 sind in Kolumbien, dem Kohlelieferanten Deutschlands, Morde an 36 Angehörigen der Indigenen von Nasa im Norden von Cauca registriert. Hinzu kamen mehr als 53 Morddrohungen und acht Angriffe. Sie verteidigten nicht nur die Menschenrechte sondern auch die Rechte der Natur. Auch in Brasilien werden indigene Häuptlinge wie in der Kolonialzeit umgebracht. Laut Angaben der katholischen Commissao Pastoral da Terra (CPT) seien allein 2016 mindestens 39 Bauern im Auftrag des Agrobusiness ermordet worden.

Wo sollen wir leben, wenn die Kapitalisten riesige Krater und Mondlandschaften in den Ländern des Südens hinterlassen. Gerade diese Kapitalisten, die sich freie Menschen nennen, haben das Inferno in Amazonas angestiftet. Und einer wie Bolsonaro glaubt, dass er der Eigentümer des Amazonas sei. Bäume, Pflanzen, Tieren und Menschen sind Teil der Natur. Wir sind unteilbar. Wir gehören Niemanden. Allein im vergangenen Monat wurden in Brasilien 2250 Quadratkilometer Regenwald gerodet. Das ist etwa so groß wie das Saarland. Jetzt brennt der Amazonas weiter. Unsere „Brüder die Bäume“ des Regenwalds vom Amazonas können das, was wir Menschen nicht können: sie verarbeiten jedes Jahr mehr als zwei Milliarden Tonnen CO2 und sie produzieren 20 % des Sauerstoffs unseres Planeten. Bolsonaro ist das egal. Ebenso ist ihm egal, dass der Amazonas Lebensraum von 34 Millionen meiner indigenen Brüder und Schwestern ist. Für ihn leben sie wie die Tiere im Zoo. Die Europäische Union mit Deutschland schweigen nicht nur darüber, im Gegenteil sie haben das Handelsabkommen mit Mercosur abgeschlossen, wo Brasilien der Haupthandelspartner ist. Sagt mir bitte liebe Freunde, wo sollen sie nach diesem Naturgenozid leben? Lasst uns solche wahnsinnigen Politiker stoppen. Sowohl die Natur als auch die indigenen Menschen sollen gerettet werden.

Zerstörung der Menschen: Aufrüstung und Krieg

Statt unsere „Brüder die Bäume“ zu stärken, in dem man viel Geld in die Aufforstung und den Erhalt der kranken Wälder Deutschlands oder des Amazonas steckt, sind Politiker und Militär aus Europa und den USA dabei, Milliarden für die Ausrüstung Europas und Deutschlands auszugeben. Betrug der deutsche Verteidigungsetat 2015 noch 33 Mrd. Euro, sind es jetzt 43,2 Mrd. Euro und NATO-Vorgaben zu Folge soll er bis 2024 auf 85 Mrd. EUR steigen. Was könnte alles mit diesem Geld finanziert werden? Z.B. eine Grundrente für alle, bessere Bildung und Ausbildung, und und und. Aber nein, es wird aufgerüstet und wir haben schon längst einen neuen Kalten Krieg. Ein Wahnsinn. Man hat nicht nur ein inneres Feinbild wie die Flüchtlinge sondern auch ein äußeres Feinbild wie die Russen erfunden. Haben wir nicht begriffen und vergessen, dass gerade die hochentwickelten Waffen, die in Deutschland und Europa produziert und in Jugoslawien, Syrien, Jemen, Ukraine und anderswo auf der Welt verwendet wurden und werden, den Menschenexodus verursachen? Bruder und Schwester Mensch bist du wirklich so unvernünftig? Wird nicht immer Deutschland und Europa als die Wiege der Vernunft der Menschheit gepriesen? Weder die Russen noch die Flüchtlinge sind unsere Feinde. Sie sind unsere Brüder und Schwestern.

Wirtschaftsinteressen

Es sind ja nicht nur die Kriege, die Diktaturen und der Naturgenozid, wovor die Menschen aus dem Süden fliehen.

Es sind doch die Konzerne der Industrieländer, die Naturrohstoffe aus den Ländern Afrikas und Lateinamerikas zu billigen Preisen aufkaufen. Unsere Rohstoffe wollen sie haben, uns aber nicht, nachdem unsere Lebensbedingungen zerstört wurden. Was ist das für eine ungerechte Welt? Schauen wir uns doch den Kongo an. Er ist reich an Kobalt, einem sehr wichtigen Rohstoff für die E-Mobilität. Dort schuften Jugendliche, um diese Rohstoffe aus der Erde zu gewinnen. Es bleiben eine Menge Löcher zurück, die Mutter Erde wird vernichtet. Das Trinkwasser ist zum Teil verseucht. Die Jugendlichen, die dort arbeiten, haben keine Schulbildung bekommen. Wenn sie kein Kobalt mehr finden, dann bleiben sie arbeitslos. Ihnen bleibt nichts anderes übrig als nach Norden, nach Europa zu marschieren. Sie riskieren ihr Leben im Mittelmeer zu ertrinken, denn ein Leben in Afrika können sie nicht mehr führen. Deshalb kann es nicht sein, dass man ein gutes Leben im Norden auf Kosten des Südens anstrebt. Wir setzten uns ein für ein gutes und besseres Leben für alle Menschen hier und überall.

Die Diktaturen und die Menschenrechte

Wie soll man gut leben können, wenn Jugendliche aus Protest gegen ihre Regierung auf den Straßen demonstrieren und dabei wie im Krieg abgeknallt werden? Das ist der Fall in Nikaragua. Die linksliberale Regierung Nikaraguas entpuppte sich je länger der Machthaber Daniel Ortega an der Macht klebt als eine gewöhnliche Diktatur. Die Dynastie Ortegas duldet weder Kritik noch Demonstranten auf der Straße. Bis jetzt sind über 500 Menschen in Nikaragua auf der Straße bei Demonstrationen ums leben gekommen und über 80,000 sind auf der Flucht.

Ein Regime Change mit dem selbsternannten Präsidenten Guaidó in Venezuela ist Teil des Neokolonialismus des 21. Jahrhunderts. Aber ebenso wichtig ist es, die Diktatur Maduros zu verurteilen, der das Land in den wirtschaftlichen Bankrott geführt und Millionen in die Armut getrieben hat. Allein im Jahr 2018 sind 340.000 Personen aus Venezuela geflohen. In Deutschland sind etwa 400 Geflüchteten angekommen.

Die von uns hier genannten Fluchtursachen und ihre Bekämpfung werden von Politikern bewusst ausgeblendet, andere versuchen auf den Rücken der in Sachsen und Deutschland lebenden Geflüchteten politischen Einfluss unter der deutschen Wählerschaft zu gewinnen.

Appell an die Geflüchteten

Liebe Geflüchtete, inzwischen habt ihr genau wie wir die Erfahrung gemacht, dass es nicht einfach ist, in einem fremden Land zu leben. Aber wir möchten euch mit unserem Beispiel ermutigen, dass man in diesem Land voll integriert leben kann.

Ja, lasst uns in diesem Land ein gutes und gerechtes Leben für alle mit aufbauen.

Ein gutes Leben, in dem Platz fürs miteinander Leben gibt und keinen Platz für Ausgrenzung und Rassismus.

Ein gutes Leben, in dem die Solidarität durch Handeln, Menschlichkeit und Gegenseitigkeit lebhaft wird.

Ein gutes Leben, in dem nicht auf Kosten der Natur und Menschen gewirtschaftet wird.

Ein gutes Leben, in dem Menschenrechte allen Menschen überall zustehen.