Nichtregierungsorganisationen sind tragende Säule der sächsischen Entwicklungszusammenarbeit
Institut der Universität der Vereinten Nationen legt Studie vor – Im Freistaat engagieren sich rund 130 Organisationen
Dresden (16. Februar 2021) – Nichtregierungsorganisationen sind in Sachsen eine tragende Säule in der Entwicklungszusammenarbeit. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die das internationale Forschungsinstitut UNU-FLORES am Dienstag vorgelegt hat. Das 2012 eröffnete Institut mit Sitz in Dresden ist Teil der internationalen Universität der Vereinten Nationen und beschäftigt sich unter anderem mit Strategien zur nachhaltigen Ressourcennutzung.
Die Ergebnisse einer Online-Befragung und von Fokus-Interviews zeigen, dass es in Sachsen eine überaus engagierte und lebendige Szene gibt. Wichtigste Tätigkeitsfelder sind Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Projekte mit Partnern im globalen Süden.
Insgesamt gibt es in Sachsen der Studie zufolge rund 130 Initiativen, die regelmäßig sehr erfolgreich Projekte realisieren. Ein Viertel der Gruppen existiert schon mehr als 30 Jahre. 60 bis 65 Prozent der ehrenamtlich Tätigen in der Entwicklungszusammenarbeit sind Frauen.
Staatskanzleichef Oliver Schenk betonte: „Die Nichtregierungsorganisationen mit Schwerpunkt Entwicklungszusammenarbeit realisieren wichtige und wirksame Projekte vor Ort und leisten zudem in Sachsen wichtige Bildungs- und Informationsarbeit zu globalen Themen. Die Studie zeigt, wie groß und breitgefächert das Engagement ist und bietet eine wichtige Orientierung zur regionalen Fokussierung auf bestimmte Staaten des globalen Südens. Als Felder, auf denen wir die Akteure noch besser unterstützen können, nennt sie die Vernetzung mit anderen gesellschaftlichen Gruppen beispielsweise aus der Wirtschaft.“
Die Geschäftsführerin des Entwicklungspoltischen Netzwerks Sachsen, Dorothea Trappe, erklärte: „In Sachsen engagieren sich schon seit vielen Jahren zumeist dieselben Menschen für globale Gerechtigkeit, sie unterstützen Projekte ihrer Partnerorganisationen beispielsweise in Tansania, Uganda, Vietnam oder Bolivien. Ein Weltladen in Großenhain oder Bischofswerda, in Aue oder Annaberg ist dabei oft Kristallisationspunkt für demokratisches Engagement hier wie für Verantwortung mit internationalen Partnerorganisationen. Erfreulicherweise gründen sich vor allem in Dresden und Leipzig auch viele neue junge Vereine, denen sowohl die entwicklungspolitische Bildung als auch die Partnerschaftsarbeit wichtig ist. Es kann aus unserer Sicht nicht genug gewürdigt werden, wie sich ehrenamtlich engagierte Menschen in kleineren Orten zum Teil auch gegen viele Ressentiments und unter nicht einfachen Bedingungen dafür einsetzen, die Welt ein wenig gerechter zu machen.“
Die Studie „Nichtregierungsorganisationen als Träger der ehrenamtlichen Entwicklungszusammenarbeit in Sachsen“ wurde von der Sächsischen Staatskanzlei in Auftrag gegeben. Eine wissenschaftliche Betrachtung des ehrenamtlichen Engagements in diesem Bereich fehlte bisher.
Prof. Dr. Edeltraud Günther, Direktorin des Forschungsinstitutes UNU-FLORES, sagte: „Von Seiten UNU-FLORES haben wir diese Studie sehr gern durchgeführt. Als Teil der Universität der Vereinten Nationen fördert unser Institut nicht nur Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus dem Globalen Süden, sondern unsere Forschung zielt auch darauf ab, drängende Probleme etwa im Umweltbereich dort zu lösen. Die 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN bilden den Rahmen für unsere Arbeit. Nichtregierungsorganisationen leisten hierzu einen wichtigen Beitrag, der lokal einen sehr hohen Nutzen bringt. Wir haben uns über die Resonanz der Zivilgesellschaft sehr gefreut, wir sind mit der Aussagekraft sehr zufrieden. Die Studie zeigt, dass NROs in Sachsen beispielsweise davon profitieren könnten, wenn sie noch stärker gemeinsam in die Öffentlichkeit gehen. Auch eine Vernetzung mit anderen gesellschaftlichen Gruppen gerade auch in Wissenschaft und Wirtschaft bietet beachtliches Potenzial.“
Sächsische Nichtregierungsorganisationen unterhalten Partnerschaften in mehr als 50 Staaten, die zur Gruppe der Schwellen- und Entwicklungsländer zählen. Kooperationen bestehen daneben auch mit weiteren Partnern, unter anderem in der EU, aber auch nach Japan und Australien. Es gibt verschiedene regionale Netzwerke. In Afrika finden sich diese beispielsweise im östlichen Afrika – mit Tansania, Uganda, Kenia und Äthiopien. Beispiele für dieses traditionelle seit Jahrzehnten bestehende Engagement sind der Dresdner Arbeitskreis Entwicklungshilfe e.V. oder das Leipziger Missionswerk.
Die Studie bestätigt, dass die Angebote der sächsischen Staatsregierung an der richtigen Stelle ansetzen. Die Fördermaßnahmen stärken das ehrenamtliche Engagement und die Vernetzung privater ehrenamtlicher Akteure mit der Welt. Die Macher der Studie bestätigen die Richtigkeit von Programmen wie dem Promotorenprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung oder dem Programm Weltoffenes Sachsen. Sie ermuntern, die thematische Vernetzung zu vertiefen und zivilgesellschaftliches Potenzial weiter zu erschließen, das vor allem erfolgreiche Berufsgruppen bieten.
Hintergrund
Der Freistaat Sachsen unterstützt seit 2017 entwicklungspolitische Projekte und Initiativen. Die Abgeordneten des Sächsischen Landtages legten dafür jeweils die Grundlage. Im Jahr 2019 standen 550.000 Euro zur Verfügung, für 2020 waren zunächst 700.000 Euro eingeplant, die für ein Sonderprogramm zur Covid-19 Prävention auf 900.000 Euro aufgestockt wurden.
Zu den von Sachsen geförderten Projekten
Zur Studie der Universität der Vereinten Nationen
„Corona ist mehr als nur Zahlen – es sind die Menschen, die zählen.“ Zum Blog „Corona global“ , einer eine Kooperation verschiedener Projekte des Eine Welt Netzwerk Thüringen e.V.
Weitere Informationen zur Entwicklungszusammenarbeit in Sachsen