Wir unterstützen das Statement des Dachverbands der Migrantenorganisationen in Ostdeutschland
Wir unterstützen das Statement des Dachverbands der Migrantenorganisationen in Ostdeutschland, DaMOst, und möchten uns insbesondere der Forderung anschließen, dass die Vorfälle in Chemnitz endlich zum Anlass genommen werden, um das Problem der jahrzehntelang gewachsenen strukturellen Ausländerfeindlichkeit anzugehen.
Nachfolgend finden Sie die Pressemitteilung:
„Ereignisse in Chemnitz erschütternd, doch wenig überraschend“
Angriffe auf Menschen mit Migrationshintergrund sind Alltag in Ostdeutschland.
Die derzeitigen Ereignisse in Chemnitz sind insbesondere für die in
Ostdeutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund
besorgniserregend. Sie offenbaren, wie gut organisiert und
mobilisierungsfähig die rechte Szene seit langem ist und machen
deutlich, wie wenig ihnen Polizei, staatliche Behörden und nicht zuletzt
auch Politiker*innen entgegensetzen können und wollen. Denn obwohl die
Strukturen und das daraus hervorgehende Gefahrenpotential rechter und
rechtsextremer Gruppierungen in Ostdeutschland, und leider besonders
konzentriert in Sachsen, seit nunmehr fast 30 Jahren bekannt sind, wurde
das Problem immer wieder kleingeredet und nur halbherzig angegangen. In
Freital, Heidenau, Clausnitz oder Bautzen gab es in den vergangenen zwei
Jahren ähnliche Vorfälle der Jagd auf Menschen mit
Migrationshintergrund, ohne dass dies wirkliche Konsequenzen nach sich
gezogen hätte. Nun wird auch in einer großen Stadt unverhohlen Gewalt
gegen diese Menschen ausgeübt.
„Angriffe auf Menschen mit Migrationshintergrund sind in Ostdeutschland
leider schon lange schrecklich alltäglich“, so Mamad Mohamad,
Geschäftsführer des Dachverbands der Migrantenorganisationen in
Ostdeutschland (DaMOst). Neu an der Situation ist jedoch, dass Rechte
und Rechtsextreme zunehmend ihre Hemmungen verlieren und auch am
hellichten Tag und vor Zeug*innen gewalttätig werden, da von staatlicher
Seite zu- und weggeguckt wird: „Da ihnen in jüngerer Vergangenheit
sowohl seitens der Justiz als auch der Politik wenig entgegengesetzt
wurde, wähnen sie sich zunehmend auf der sicheren Seite“. Hinzu komme,
„dass sie sich durch Äußerungen rechter Politiker*innen mitunter sogar
dazu aufgerufen und motiviert fühlen, Menschen anderer Herkunft
anzugreifen“, so Mohamad weiter. Rubén Cardenas, zweiter Geschäftsführer
von DaMOst, betont, dass es entgegen dem Bild, welches rechte Parteien
und Bewegungen zeichnen, „überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund
sind, die Opfer von Gewalttaten durch rechtsextreme Deutsche werden und
nicht etwa umgekehrt“. Die Zahlen diesbezüglich sind eindeutig und die
Tendenz eher steigend. „Wenn die Situation sich nicht ändert, muss man
Migrant*innen davon abraten, nach Ostdeutschland zu kommen“, so Cardenas
weiter. Dabei ist man aufgrund der demographischen Situation in den
ostdeutschen Bundesländern doch dringend auf Zuwanderung angewiesen und
„sollte Migrant*innen mit offenen Armen empfangen, anstatt sie zu verjagen“.
DaMOst fordert, dass die Vorfälle in Chemnitz endlich zum Anlass
genommen werden, um das Problem der jahrzehntelang gewachsenen
strukturellen Ausländerfeindlichkeit in den ostdeutschen Bundesländern
anzugehen. Es braucht ein Eingeständnis, dass man die Problematik viel
zu lange marginalisiert hat sowie ein klares Bekenntnis aller
staatlichen Bediensteten zu den Werten des Grundgesetzes, zu Demokratie
und Weltoffenheit. Rechte Straftäter*innen müssen mit aller Härte des
Gesetzes verfolgt und Menschen mit Migrationshintergrund dort, wo es
nötig ist, aktiv geschützt werden. Auch müssen die Initiativen,
Organisationen und Bündnisse, die sich für ein friedliches Miteinander
und den gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen, viel stärker
unterstützt werden. Denn es geht um nicht weniger, als die Verteidigung
und Bewahrung einer offenen und solidarischen Gesellschaft.