Dresdner Protest gegen H&M-Hungerlöhne
Vor der Dresdner H&M-Filiale auf der Prager Straße 10 werden Dresdner AktivistInnen der Kampagne für Sauber Kleidung und des Entwicklungspolitischen Netzwerkes am Sonnabend, 24. November, ab 12 Uhr gegen Hungerlöhne bei Lieferanten der schwedischen Modekette protestieren. Bei umgerechnet 98 Euro im Monat liege das durchschnittliche Nettoeinkommen bei einem H&M-Zulieferer im EU-Mitgliedsland Bulgarien – nicht einmal die Hälfte des gesetzlichen Mindestlohns von 204 Euro, zeigt eine neue Studie der Clean Clothes Campaign (CCC). Bettina Musiolek, die Autorin der Recherche, betont: „Beschäftigte berichteten über Armutslöhne und tiefgreifende Verstöße gegen Arbeitsgesetze und Menschenrechte.“. „Die Löhne sind so niedrig, dass wir ohne Überstunden nicht einmal unsere Grundbedürfnisse decken könnten”, wird eine indische Arbeiterin zitiert.
Mit der Kampagne „Turn Around, H&M!” („Krieg die Kurve, H&M!“) will die Clean Clothes Campaign (CCC) die weltweit zweitgrößte Mode-Kette an eine Ankündigung vom November 2013 erinnern. Unter dem Eindruck von weltweiten Protesten und kritischen Medienberichten in Folge der Rana-Plaza-Katastrophe in Bangladesch mit 1134 Toten stellte H&M seinerzeit eine „Roadmap hin zu fairen Existenzlöhnen in der Textilindustrie“ vor: Alle „strategischen Zulieferer“ von H&M sollten bis 2018 Strukturen eingeführt haben, um 850.000 Textilarbeiter/innen faire Existenzlöhne zu zahlen.
Fünf Jahre später ist davon keine Rede mehr: Die „Roadmap“ findet sich mittlerweile nicht mehr auf den Internetseiten von H&M.
In der Woche vom 23. bis 29. November werden weltweit Aktionen stattfinden, die H&M an sein Versprechen erinnern werden.
Auch H&M-Mitarbeiter/innen in Deutschland und die Gewerkschaft ver.di berichten seit Jahren über Arbeitsdruck, grundlose Entlassungen sowie von Arbeitsverträgen mit geringer Basis-Stundenzahl und zusätzlicher „Arbeit auf Abruf“. Vor Arbeitsgerichten in Berlin und Leverkusen, Tübingen und Trier mussten sich H&M-Betriebsräte – stets erfolgreich – gegen Kündigungen und Repression des Betriebsrates zur Wehr setzen, die ver.di und der DGB als „Union Busting“ bezeichnen – als gezielten Druck des Managements auf aktive Gewerkschaftskolleg(inn)en.
Zur Vorbereitung der Dresdner Protestaktion laden bereits am Freitag, 23. November, Ellen Muriel (Cambio e.V.) und Vivien Tauchmann (ENS e.V.) zum Workshop “politische Straßeninterventionen” der Political Art Days 2018 ein.
Politische Straßenaktionen zwischen Kunst und Aktivismus zielen darauf ab, durch kreative und überraschende Ideen Menschen emotional anzusprechen. Sie wollen auf die destruktiven Auswirkungen der Fast Fashion für Mensch und Umwelt aufmerksam machen. Durch das Kennenlernen von kreativen Aktionsformen und ihrer Rolle für sozial-ökologischen Wandel werden die TeilnehmerInnen beim H&M-Protest selbst aktiv werden.
Anmeldung für den Workshop bei: ellen.muriel@cambio-aktionswerkstatt.de